Ich möchte Euch mitnehmen auf das Gut Mårbacka in Schweden. Eine beeindruckende Frau, die später den ersten Literaturnobelpreis als Frau erhielt, wurde hier 1858 geboren – Selma Lagerlöf.
Auf diesem Gut ist sie, in gutbürgerlichen Verhältnissen und als viertes Kind von Leutnant Erik Gustav Lagerlöf und seiner Frau Elisabet Lovisa, aufgewachsen. Sie hat in den langen Wintern und aufgrund einer körperlichen Einschränkung, viel Zeit mit Geschichten und Büchern verbracht. Sie sieht darin Positives: „Diese Behinderung hat mich gezwungen, stillzusitzen und in mich hineinzuschauen, und das ist der Grund, warum ich Schriftstellerin wurde. Wäre ich gesund gewesen, hätte ich wohl irgendeinen Fabrikverwalter heiraten müssen.“
Ihren schwer alkoholkranken Vater zu verlassen, bereitet Lagerlöf große Schuldgefühle, doch ein Leben als Hausfrau kommt nicht in Frage. Früh entdeckt sie, dass sie Schriftstellerin werden will. Im Bildungsbereich erkennt sie die Möglichkeit für gesellschaftliche Veränderungen und Fortschritt aktiv zu werden.
Sie wird Lehrerin und hat ein besonderes Talent dafür ihren Schülern Geschichten ganz lebendig zu erzählen und sie für die Literatur zu begeistern. Besonders in Bezug auf die Rolle der Frau ist sie ihrer Zeit weit voraus, sie engagiert sich politisch und gesellschaftlich…ihre Liebe zu Frauen wird lange totgeschwiegen, ihr Einsatz für die Frauenrechte und jüdischen Flüchtlinge ist ebenfalls weniger bekannt.
Eine Frau mit ganz vielen Facetten, die viele von uns aber nur als Autorin des Klassikers „Die Wunderbare Reise des Nils Holgersson mit den Wildgänsen“ kennen.
Wusstet Ihr, dass dies Buch entstand, weil sie vom Schwedischen Lehrerverband gebeten wurde ein Schul- und Lesebuch über Schweden zu schreiben?
Lange Zeit wurde sie sogar als Märchentante abgetan. Konnte man einer Verfasserin von Märchen und Sagen, die realistische und fantastische Elemente miteinander vermische, den wichtigsten Literaturpreis zusprechen? Mit ihrem Schreibstil, ihrem Hang zum Mystischen und Magischen entsprach die Autorin überhaupt nicht der allgemeinen literarischen Strömung ihrer Zeit, in der eher der Realismus vorherrschte. Sie erhielt im Dezember 1909 den Literaturnobelpreis – als erste Frau überhaupt und „auf Grund des edlen Idealismus, des Phantasiereichtums und der seelenvollen Darstellung, die ihre Dichtung prägen“, wie es in der Begründung hieß. 1914 wurde Selma Lagerlöf zum ersten weiblichen Mitglied der Schwedischen Akademie gewählt.
1933 beteiligte sich die überzeugte Pazifistin an einem Komitee zur Rettung jüdischer Flüchtlinge aus Deutschland. Der jüdischen Dichterin Nelly Sachs rettete sie das Leben, indem sie ihr zur Flucht nach Schweden verhalf. Am 16. März 1940 starb Selma Lagerlöf im Alter von 81 Jahren auf ihrem geliebten Gut Mårbacka.
Eine Inspiration für alle, die bereit sind sich große Ziele zu setzen und Ihre Ideen und Träume zu verfolgen.